Über mich

Dank der regen Migrationsbewegungen meiner Familie war mein Leben seit jeher von unterschiedlichen Kulturen geprägt. Das bedeutete einerseits, mit wunderbar vielfältigem Essen und einer bunten Mischung von Musik aufzuwachsen - und andererseits unentwegt zum Perspektivwechsel gezwungen zu sein, zur Auseinandersetzung mit Vorurteilen, und dazu, meine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Spaß gemacht hat das nicht immer: Häufig fand ich mich in Situationen wieder, die für mich undurchsichtig waren, und musste mich dann schnell neu orientieren und die geltenden Codes lernen. Genau das wurde im Laufe der Zeit zu meiner Leidenschaft: Ich genieße Ambiguität, und arbeite mich mit Begeisterung in neue, komplexe Zusammenhänge ein. Ich liebe es, mit Menschen in ihr Lebens- und Wirkungsfeld einzutauchen, mit all den komplizierten Geschichten, vielfältigen Erfahrungen und vielschichtigen Beziehungs- und Handlungssträngen, die dort wirken. 

Beruflich war ich viele Jahre auf internationaler Ebene tätig, im Kontext von Menschenrechtsverletzungen, bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen. Diese Arbeit hat mir eindrücklich gezeigt, welch elementar wichtige Rolle lokale Gemeinschaften spielen: Einerseits natürlich bezüglich der Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität ihrer Angehörigen. Aber auch, weil jede globale Herausforderung letztlich von Menschen in lokalen Gemeinschaften bearbeitet wird – und so sind deren Kapazitäten entscheidend dafür, ob und wie wir globale Krisen meistern.

Meine Bewunderung gilt Akteuren, die in ihren Gemeinschaften Verantwortung übernehmen - auf unterschiedlichste Art und Weise. Und mich fasziniert die Energie, die freigesetzt wird, wenn Menschen zusammenkommen und ihre Gemeinschaft aktivieren. Daran teilzuhaben, bereichert mich enorm, sowohl beruflich als auch menschlich. Ich empfinde es daher als großes Privileg, Menschen dabei zu begleiten, solidarische Gemeinschaften zu gestalten, die ihre Vielfalt feiern!

Was mir wichtig ist

Wertschätzung: Jede Person verdient Anerkennung dafür, im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes zu tun. Jede Perspektive ist ein Beitrag zum großen Ganzen.

Gleichwertigkeit: Wir brauchen niemandem „eine Stimme geben“ - vielmehr ist es an uns Räume zu schaffen, in denen Stimmen gehört werden, Resonanz finden, und Wirkung entfalten können.

Empathie: Wir versetzen uns in Andere hinein: Nicht um zu bewerten, sondern um zu verstehen. Das ist anstrengend, aber alternativlos. 

Neugier: Wir legen für eine Weile den Expert:innen-Status ab, und fragen: Was kann ich hier lernen? Das wiederum erfordert Courage (s.u.).

Courage: Es braucht Mut, zuzugeben, dass wir nicht alles wissen. Es braucht Mut, unsere Meinung zu ändern. Denn Fortschritt passiert nicht in der Komfortzone.

Innenschau: Was ist meine Intention? Welche Werte stehen dahinter; welche Erfahrungen? Wer führt, muss nicht nur wissen, wo sie:er hin will, sondern auch, wo sie:er herkommt. 

Verbindlichkeit: Vertrauen ist Voraussetzung für Veränderung. Also knüpfen wir keine Kontakte – pflegen wir Beziehungen!

Verantwortung: „Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“ (Rosa Luxemburg). Doch wer sich bewegt, wird garantiert Fehler machen - und das ist völlig in Ordnung! Entscheidend ist, dass wir uns selbst und anderen zu erlauben, daraus zu lernen.

Humor: Für das Wörterbuch der deutschen Sprache die „gelassene Heiterkeit, die den Menschen befähigt, in schweren Situationen eigene und fremde Schwächen zu belächeln und den Mut zu bewahren.“ Für unsere Arbeit: Überlebenswichtig! :)

Respekt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wer mit mir zusammen arbeitet, braucht nicht fließend gendern können, lehnt aber jede Form von Herabwürdigung und Gewalt kategorisch ab. 

Foto: Elke Dörfel@Stadtgören